„Die Zeiten für unsere Branche ändern sich und sie ändern sich schnell. Oft hilft hier eine Besinnung auf die eigenen Wurzeln, um sich für die Zukunft zu orientieren.“

— Dr. Herbert Schneidemann, Vorsitzender Verein Deutscher Lebensversicherer

Der Verein Deutscher Lebensversicherer ist die älteste noch bestehende Institution der deutschen Lebensversicherer, gegründet 1869 in Berlin unter dem Namen Verein Deutscher Lebensversicherungsgesellschaften.

Heute

Der Verein organisiert und fördert den Austausch wissenschaftlicher und praktischer Erfahrungen unter den in Deutschland tätigen Lebensversicherungsunternehmen sowie Pensionskassen und Pensionsfonds. Ihm gehören zurzeit 229 Mitglieder aus Aufsichtsrat, Vorstand und Geschäftsführung der Unternehmen an.

Auf der jährlich stattfindenden Mitgliederversammlung haben aktive und passive Mitglieder in zwanglosem Rahmen die Möglichkeit, sich über Fachthemen, Kultur und persönliche Lebensbereiche auszutauschen.

1937

Unter der nationalsozialistischen Herrschaft werden alle Wirtschaftszweige in den Zwangsorganisationen der gewerblichen Wirtschaft zusammengefasst. Auch die Zuständigkeit für Versicherungsfragen ist auf die Wirtschaftsgruppe Privatversicherung übergegangen. Für den bisherigen Verband und den „Verein“ in seiner Ur-Form ist das Ende erreicht.

Um einem Verbot zu entgehen und den persönlichen Kontakt unter den Vorstandsmitgliedern der Vereinsgesellschaften zu erhalten, wird der „Verein“ in einen Verein Deutscher Lebensversicherer umgewandelt. Die Mitglieder sind nun nicht mehr die Gesellschaften, sondern nur noch die einzelnen Vorstandsmitglieder.

Als Vereinszweck ist in der Satzung festgehalten, dass die Vorstände der in Deutschland arbeitenden Lebensversicherungsgesellschaften ihre wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungen austauschen und ihre persönlichen Beziehungen pflegen können und sollen. Die Satzung des neuen Vereins tritt am 17. September 1937 in Kraft. Sie ist der Ausgangspunkt für die Institution, die als Verein Deutscher Lebensversicherer bis heute besteht.

1917

Auf der Generalversammlung des Vereins werden ausführlich Kriegsversicherungsbedingungen behandelt. Auch nach dem ersten Weltkrieg bleibt die Aktualität und Praxisbezogenheit der im „Verein“ erörterten Lebensversicherungsthemen jederzeit erhalten.

Weitere relevante Themen sind die „Auswirkung der Geldentwertung auf die Lebensversicherung“ ebenso wie alle einschlägigen Probleme im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der Lebensversicherung. Behandelt werden u.a. Fragen der Kapitalanlage, Rechnungslegungsfragen und Nettokostenschätzungen.

Fehlentwicklungen und Missstände der Lebensversicherung werden deutlich zur Sprache gebracht.

1910

Die Zentralstelle für die deutschen Sterblichkeitsuntersuchungen wird errichtet.

Neben dem traditionellen Interesse an den Sterblichkeitsuntersuchungen in der Lebensversicherung befasst sich der „Verein“ auch mit aktuellen Fragen der Lebensversicherungspraxis.

1896

Ein Verband Deutscher Lebensversicherungs-Gesellschaften wird gegründet, um eine wirksame gemeinsame politische Interessenvertretung aller deutscher Lebensversicherungsgesellschaften gegenüber dem Gesetzgeber zu installieren.

Hintergrund sind die Beratungen zu einem angekündigten Reichsgesetz, das die Beaufsichtigung von Versicherungsunternehmen und die Einrichtung eines Reichsaufsichtsamtes vorsah.

Die Aufgaben des Vereins Deutscher Lebensversicherungs-Gesellschaften beschränken sich auf die „Pflege ehrenhaften und freundschaftlichen Wettbewerbs“, während die Vertretung des Lebensversicherungswesens nach außen dem neuen Verband oblag. Nachdem dieser im Jahre 1926 aber seine Satzung dahingehend ergänzt, dass er auch für Wettbewerbsstreitigkeiten zuständig sein sollte, schwindet die Bedeutung des „Vereins“ mehr und mehr.

1895

Seit Beginn der 80er Jahre des 19. Jahrhundert verliert der „Verein“ verstärkt seinen Einfluss auf das Geschehen in der Lebensversicherungsbranche. Er tritt zum letzten Mal mit einer Petition in Erscheinung, als man sich gegen den Entwurf eines preußischen Stempelsteuergesetzes zur Wehr setzt.

Der Verein hat vor allem im ersten Jahrzehnt seines Bestehens einige Erfolge vorzuweisen. Dennoch ist der Vorrat an Gemeinsamkeiten offensichtlich doch nicht groß genug, um alle deutschen Lebensversicherungsgesellschaften auf Dauer unter seinem Dach zu vereinen.

1872

Den Gründungsmitgliedern des „Vereins“ ist klar, dass eine effektive Beratung staatlicher Stellen ebenso wie eine umfassende Aufklärung der Bevölkerung ohne Öffentlichkeitsarbeit kaum zu erreichen ist. Gemeinsam mit dem im November 1871 errichteten Verband deutscher Privat-Feuerversicherungsgesellschaften gründet der „Verein“ deshalb eine Zeitschrift mit dem Titel „Vereinsblatt für Deutsches Versicherungswesen“. In der Erstausgabe vom 15. Juli 1872 wird als programmatisches Ziel dargelegt, dass die Versicherungsgesetzgebung besondere Relevanz habe. Es wird jedoch auch deutlich gemacht, dass das Vereinsblatt sich als Sprachrohr der hinter ihm stehenden Versicherungsgesellschaften betrachte und deren Anliegen und Auffassungen auch nach außen vertreten werde. Zugleich möchte man aber auch einer vielfachen Kritik entgegenwirken, die insbesondere von einer damals bereits vorhandenen Versicherungsfachpresse am Verhalten der Versicherer geübt wird.

1871

Mit der Reichsgründung und dem neuen gesetzlichen Rahmen verändern sich die bisherigen Interessen. Es gilt, den jungen Wirtschaftszweig Lebensversicherung gegenüber Politik und Staatsverwaltung zu vertreten.

1869

Es gibt in Deutschland bereits 28 Lebensversicherungsgesellschaften, von denen einige noch heute auf dem deutschen Markt vertreten sind. Junge Lebensversicherungsgesellschaften haben jedoch mit Defiziten in ihrem Angebot und in ihrer Gestaltung zu kämpfen. Auch dies führt zu einem ersten verbandlichen Zusammenschluss: Der Verein Deutscher Lebensversicherer wird am 5. September 1869 in Berlin gegründet. Direkt mit Gründung hat der Verein bereits 23 Mitglieder.

Quelle: Hans-Jörg Ehler „Die Verbandszusammenschlüsse in der privaten Lebensversicherung“, VVW Karlsruhe